Depressive Erkrankung

„Nora fühlt sich bedrückt, müde und energielos. Sie wacht seit einiger Zeit extrem früh morgens auf. Gleichzeitig kommt Sie schwer aus dem Bett. Die alltäglichen Aufgaben, die sie sonst immer problemlos erledigt (wie zum Beispiel der Einkauf im Supermarkt), sind plötzlich eine große Herausforderung. Die Bewältigung dieser sonst so einfachen Aufgaben fällt ihr schwer. Auch Dinge, die immer Spaß gemacht haben, bringen keine Freude. Appetit hat sie auch keinen mehr. Sie weiß nicht, wie Sie es weiterhin schaffen soll, Ihren Job zu bewältigen und sie hat Sorge, dass ihr am Ende gekündigt und sie in Geldnöte geraten wird. Sie ist verzweifelt.“

Solche im obigen Beispiel geschilderten Veränderungen können auf eine Depression hindeuten.

Depressive Erkrankungen sind durch eine deutlich gedrückte Stimmung, Interessenslosigkeit, Antriebsmangel und erhöhte Ermüdbarkeit gekennzeichnet. Auch Appetitlosigkeit und übertriebenen Zukunftsängste oder „Schwarzsehen“ können Symptome einer depressiven Erkrankung darstellen.


Eine Depression geht mit einem hohen Leidensdruck einher


Eine depressive Erkrankung kann einen Menschen in seiner gesamten Lebensführung beeinträchtigen. Sie kann auch zu Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Menschen wie zum Beispiel dem Lebenspartner, Familienmitgliedern und Freunden führen.


Depressionen sind kein Makel und keine Frage von Schuld


Erschwerend kann hinzukommen, dass sich die Betroffenen verantwortlich für ihren Gemütszustand fühlen. Depressive Erkrankungen sind jedoch, ebenso wie körperliche Erkrankungen kein Makel und keine Frage von Schuld. Kein Mensch wird absichtlich oder aus Versagen krank. Depressionen sind auch kein Ausdruck von Unvermögen oder Nichtwollen. Auch wenn es für Außenstehende ganz einfach scheint, dagegen anzugehen: Für die Betroffenen kann es eine enorme oder gar eine nicht zu bewältigende Anstrengung sein, sich zu den einfachsten Dingen aufzuraffen.

Depressionen zählen weltweit zu den sehr häufig auftretenden Erkrankungen. Der Statistik nach erkranken im Laufe einer Lebenszeit 16 bis 20 von 100 Menschen daran [1,2], wobei eine Depression auch häufig unerkannt bleibt.

In der Regel können Depressionen gut behandelt werden. Je nach Schweregrad (leicht, mittelschwer, schwer) werden unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten empfohlen. Bei einer leichten Depression kann unter Umständen zunächst auch ein „abwartendes Beobachten“ sinnvoll sein. In diesem Fall wird erst dann eine Therapie eingeleitet, wenn sich nach zwei Wochen keine Besserung einstellt.

Dieser Ratgeber beschreibt, was eine depressive Erkrankungen ist, welche Formen der Erkrankung beschrieben werden und wie eine Depression behandelt werden kann. Im Abschnitt „Behandlungsmöglichkeiten“ finden Sie Informationen zur Arzneimitteltherapie. Informationen zu anderen Behandlungsmöglichkeiten - wie beispielsweise Psychotherapie - finden Sie (unter anderem) in der Patientenleitlinie unter: www.patienten-information.de/patientenleitlinien.

Hierbei haben wir uns vornehmlich an der aktuellen S3-Leitlinie „Unipolare Depression“ orientiert (2. Auflage, 2015, Version 5, AWMF-Register-Nr.: nvl-005)

[1] Ebmeier KP, Donaghey C, Steele JD. Recent developments and current controversies in depression. Lancet 2006;367(9505):153-67.
[2] Bijl RV, Ravelli A, van Zessen G. Prevalence of psychiatric disorder in the general population: results of The Netherlands Mental Health Survey and Incidence Study (NEMESIS). Soc Psychiatry Psychiatr Epidemiol 1998;33(12):587-95.


Was ist eine depressive Erkrankung?

Traurigkeit gehört zum Leben, genauso wie Zeiten des Glücks. Der Übergang von einem normalen Stimmungstief hin zur depressiven Erkrankung kann fließend sein und ist nicht immer klar zu erkennen.

 


Depressionen sind psychische Erkrankungen


Depressive Erkrankungen sind ebenso wie körperliche Erkrankungen kein Makel und keine Frage von Schuld. Sie zählen zu den häufigsten, aber hinsichtlich ihrer individuellen und gesellschaftlichen Bedeutung meist unterschätzten Erkrankungen.

Die depressive Erkrankung kann ganz unterschiedliche Gesichter haben. Anzeichen sind unter anderem länger anhaltende gedrückte Stimmung, Interessenverlust und Antriebsschwäche und Ermüdbarkeit.

Darüber hinaus gibt es weitere Anzeichen wie verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit, vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen, Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit, übertriebene Zukunftsängste und „Schwarzsehen“, Suizidgedanken oder Versuche, Suizid zu begehen, Schlafstörungen und verminderter Appetit. Auch körperliche Beschwerden können auf eine Depression hindeuten.

Je nachdem wie viele Anzeichen vorliegen, unterscheiden Ärzte und Therapeuten den Schweregrad der Depression in leicht, mittelschwer und schwer.

Ein Gespräch mit Ihrem Arzt / Therapeuten kann klären, ob eine Depression vorliegt und wie stark diese ausgeprägt ist. Ihr Arzt kann darüber hinaus feststellen, ob möglicherweise eine körperliche Erkrankung der Depression zugrunde liegt oder ob er diese ausschließen kann. So kann beispielsweise auch eine Schilddrüsenerkrankung zu einer Depression führen. Depressionen können aber auch als Nebenwirkung eines anderen Medikaments auftreten. All dies gilt es gemeinsam mit Ihrem Arzt zu klären.

Eine Depression kann mit anderen psychischen oder körperlichen Erkrankungen einhergehen. So können zum Beispiel eine Angst- und Panikstörungen oder Substanzmissbrauch als psychische Begleiterkrankung auftreten, um an dieser Stelle zwei Beispiele zu nennen.


Niemand trägt Schuld an der Erkrankung, weder der Betroffene noch die Angehörigen


Eine depressive Erkrankung geht für den Betroffenen mit einem hohen Leidensdruck einher. Aber auch für Familienmitglieder und Freunde kann eine depressive Erkrankung sehr belastend sein. Es kann allen Beteiligten helfen, sich über das Krankheitsbild zu informieren. Mitunter kann es auch für die Angehörigen hilfreich sein, wenn auch sie sich eine adäquate Unterstützung holen.


Wo bekommen Sie weitere Hilfe?

Es kann Betroffenen und deren Angehörige helfen, sich über das Krankheitsbild der depressiven Erkrankungen zu informieren.

  • Kurze und leicht verständliche Informationstexte speziell für Patienten zum Thema Depressionen, die auch in verschiedenen Fremdsprachen angeboten werden, finden sie unter: www.patinfo.org
  • Ausführliche Informationen zum Thema Depressionen, die speziell für Patienten verfasst worden sind, finden Sie in der Patientenleitlinie*: www.patienten-information.de/patientenleitlinien

* Herausgegeben von der Bundesärztekammer, der kassenärztlichen Bundesvereinigung, der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) in Zusammenarbeit mit der deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN).


Seite teilen