Was hilft bei Fibromyalgie?
Verschiedene Bausteine für mehr Lebensqualität
Fibromyalgie ist bislang nicht heilbar. Das Ziel der Behandlung ist daher die Linderung der Beschwerden, sowie die Funktionsfähigkeit im Alltag und die Lebensqualität zu erhalten beziehungsweise zu verbessern. Da die Fibromyalgie meist viele unterschiedliche Beschwerden hervorruft, beruht auch die Behandlung auf mehreren Bausteinen. Das erfordert zum einen viel Geduld und zum anderen ein gutes Vertrauensverhältnis zum behandelnden Arzt. Wenn die „Chemie“ stimmt, trägt das auch entscheidend zum Therapieerfolg bei. So sollte auch die Therapieentscheidung gemeinsam getroffen werden. So sollte also nicht ungeduldig zum nächsten Arzt gewechselt werden, wenn der Therapieerfolg nicht gleich eintritt: Die Behandlung der Fibromyalgie braucht einfach viel Zeit.
Zur „Basistherapie“ der Fibromyalgie gehören im ersten Schritt ausführliche Informationen über die Erkrankung, Möglichkeiten der Behandlung, aber auch über den Umgang mit der Krankheit, dem Schmerz und die Zukunftsperspektiven. Hilfreich kann hier das Patienten-Schulungsprogramm „Fibromyalgie“ sein.
Regelmäßige körperliche Bewegung ist eine der wichtigsten Säulen der Therapie. Es ist das Verfahren mit dem größten Nutzen und das Gute daran: Betroffene können es selbst durchführen. Da das Beschwerdebild der Fibromyalgie meist lebenslang besteht, ist auch regelmäßiges, niedrig dosiertes Ausdauertraining (z. B. Walking, Aquajogging, Fahrradfahren) sinnvoll.
Je nach Schweregrad der Fibromyalgie raten die Leitlinien zu einer multimodalen Therapie. Diese umfasst neben Bewegung auch eine psychologische Begleitung (Patientenschulung und/oder Verhaltenstraining). Mit Hilfe des sogenannten Verhaltenstrainings kann gelernt werden, mit negativen Situationen (z. B. Stress und Schlafstörungen) besser umzugehen oder sie zu vermindern oder sogar auszuschließen. Auf der anderen Seite werden positive Faktoren (z. B. Wärme, Entspannung, Sport) bewusst in den Alltag integriert.
Besonders bei schweren Verläufen der Erkrankung können auch stationäre Aufenthalte in Rheuma-Fachabteilungen oder Rheuma-Fachkliniken, die Erfahrung mit dem Fibromyalgie-Syndrom haben, sinnvoll sein.
Körper & Geist:
Bewegung und Psychotherapie sind die Mittel der Wahl
Und für beide Behandlungsansätze gilt: Betroffene bekommen nicht eine Therapie verordnet, sondern werden aktiver Teil mit dem Ziel, die Beschwerden zu verbessern.
Bewegung tut gut!
Der wichtigste Baustein eines erfolgreichen Therapiesettings ist eine regelmäßige körperliche Bewegung. Für den Erfolg ist es ausschlaggebend, dass die Bewegung Freude macht. Oft sind Bewegungen bei Fibromyalgie mit Schmerzen und damit Frustration verbunden – Betroffene sollten daher langsam beginnen und sich vorsichtig steigern – schauen, was geht und verschiedene Bewegungsarten ausprobieren. Gymnastik, auch im Wasser, sowie Ausdauertraining mit geringer bis mittlerer Intensität wird empfohlen – jeweils 2-3-mal/Woche über mindestens 30 Minuten. Gute Erfahrungen wurden auch mit Tanzen gemacht.
Diese Sportarten sind sinnvoll:
- (Wasser-)Gymnastik: Sie lockert die Muskeln auf.
- Schwimmen: Bei Fibromyalgie sehr wirkungsvoll. Zudem verbessert Schwimmen die Ausdauer.
- Fahrradfahren: Schon immer bewährt, um fitter zu werden. Auch auf dem Heimtrainer in den eigenen vier Wänden bei Schlechtwetter effektiv.
- Walking: Mit oder ohne Stöcke ist für alle zu empfehlen, die keine Schmerzen bei Gehbewegungen haben.
- Medizinische Trainingstherapie (MTT): Mit speziellen Kraftübungen beim Physiotherapeuten können Muskeln aufgebaut und gestärkt werden.
Wichtig: Vor Beginn des Trainings sollte der Körper gedehnt werden.
Psychologische Hilfen
Ständig Schmerzen zu haben, belastet sehr. Daher kann eine psychologische Behandlung sinnvoll sein. Ein Psychologe unterstützt Betroffene dabei, besser mit den Schmerzen umzugehen. Das bedeutet nicht, dass zwangsläufig eine seelische Erkrankung vorliegen muss – psychologische Techniken werden beispielsweise auch im Leistungssport genutzt, um ihre Leistung zu verbessern. Die psychologischen Techniken können in Einzel- oder Gruppentherapien erlernt und später dann eigenständig regelmäßig angewendet werden. Als sehr hilfreich zur Verbesserung der Stimmungslage hat sich die kognitive Verhaltenstherapie erwiesen. In einem ersten Schritt werden Betroffene geschult, negative Gedanken, Gefühle und auch Verhaltensweisen in Zusammenhang mit den Beschwerden zu erkennen. Im zweiten Schritt werden diese ungünstigen Verhaltensmuster durch positive ersetzt: durch Selbstsuggestionen können die Gedanken positiv beeinflusst werden, positive Gefühle beispielsweise durch Genusstraining stimuliert und achtsame Verhaltensweisen eingeübt werden (z. B. regelmäßige Pausen und Aktivitäten, ein richtiges Einteilen der Kräfte). Außerdem werden Entspannungsverfahren sowie weitere Techniken der Stressbewältigung trainiert.
Entspannungstechniken
Entspannungsübungen und meditative Bewegungstherapien helfen, besser mit den Schmerzen zurechtzukommen, Müdigkeit zu reduzieren und die Lebensqualität zu verbessern. Die Leitlinien und die Rheuma-Liga empfehlen:
- Qi-Gong
- Tai-Chi
- Yoga
- Autogenes Training
- Muskelentspannung nach Jacobson
- Meditation
- Biofeedback
- Hypnose und Entspannung durch Fantasiebilder
Wichtig: Die Entspannungsmethode muss passen – Betroffene sollten einfach ausprobieren, welche Technik ihnen zusagt. Die Kosten für diese meditativen Methoden werden jedoch von den meisten Krankenkassen nicht erstattet. Allerdings werden viele Kurse von einigen Krankenkassen bezuschusst oder andere bieten eigene Kurse an. Hier empfiehlt sich eine Rücksprache mit der Krankenkasse.
Physiotherapie & Co.
Für die Lymphdrainage und Physiotherapie liegen keine Nachweise einer Wirksamkeit oder Nicht- Wirksamkeit vor. Liegen noch weitere Erkrankungen vor, kann Physiotherapie oder manuelle Therapien bzw. Chirotherapie hilfreich sein.
Wärme & Kälte
Behandlungen mit Wärme oder auch Kälte können bei Fibromyalgie guttun, die Muskeln zu entspannen und so Schmerzen zu lindern. Entweder mit einem Thermalbadbesuch oder einem Vollbad. Oder auch über das Wärmen der schmerzenden Körperregionen – wie z.B. Wärmeflaschen, Kirschkernsäckchen, Heizkissen oder Rotlicht. Andere bevorzugen Kältebehandlung – Eisbeutel, Cold Packs oder Kältesprays sind dazu gut geeignet.
Wichtig: Es sollte darauf geachtet werden, einzelne Körperstellen nicht zu stark zu erwärmen oder zu kühlen. Eine Kältekammertherapie führt bei der Mehrzahl der Betroffenen zu einer Symptomverschlimmerung.
Zeigt meine Therapie Erfolge?
Bei der Fibromyalgie gibt es – wie auch bei anderen chronischen Erkrankungen – keine Behandlung, die bei allen Betroffenen gleichermaßen hilft. Daher ist es wichtig, den Verlauf der Beschwerden im Blick zu halten. Durch Selbstbeobachtung und gegebenenfalls durch Erstellung eines Symptomtagebuchs können Betroffene selbst herausfinden, ob eine Behandlung ihnen nutzt oder nicht.
Welche Medikamente können helfen?
Idealerweise erfolgt die Therapie überwiegend ohne Medikamente. Generell sind Schmerzmittel bei Fibromyalgie nur selten eine Hilfe und ihr Effekt ist meistens recht gering. Bei einer schweren Ausprägung der Fibromyalgie kann jedoch neben einer multimodalen Therapie (Bewegungs- und Psychotherapie) auch eine zeitlich befristete medikamentöse Therapie angebracht sein.
Die Optionen hier sind begrenzt:
- Einige Antidepressiva zeigen bei etwa der Hälfte der Patienten eine Wirkung, zumindest für eine gewisse Zeit. Diese Antidepressiva können Schmerzen reduzieren, Verspannungen lösen und den Schlaf verbessern – auch wenn der Betroffene nicht depressiv ist.
- Nicht angebracht sind Betäubungsmittel oder auch Kortison-Präparate. Reine Schlaf- und Beruhigungsmittel sind nicht ratsam, da der Körper sich an sie gewöhnt.
- Auch von der Einnahme von Nichtsteroidalen Antirheumatika (kurz NSAR) wird abgeraten, da sie oft Nebenwirkungen haben. NSAR sind Schmerzmittel, die bei der Rheumatherapie eingesetzt werden. Nur in Ausnahmefällen, wie beispielsweise bei gleichzeitigen entzündlichen Schmerzen, sollten NSAR für die kürzeste erforderliche Zeit, und das auch nur in der niedrigsten erforderlichen Dosis, eingenommen werden.
- Neuerdings sind auch Cannabis-Präparate verfügbar. Diese können laut der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin für eine Kurzzeittherapie in Frage kommen, wenn eine Schmerzlinderung nicht auf anderem Weg erreicht werden kann.
Alternativen zur Schulmedizin
Die Akkupunktur wird von einem Teil der Betroffenen als hilfreich angesehen. Sie kann bei Fibromyalgie Schmerzen und Muskelsteifheit verbessern. Es konnten jedoch bisher keine überprüfbaren Langzeiteffekte nachgewiesen werden, außer wenn die Akkupunktur mit anderen Therapien kombiniert wurde. Die Akupunktur wird in der Regel nicht von den Krankenkassen übernommen. Für andere „Komplementärmedizinische Verfahren“, wie beispielsweise pflanzliche oder homöopathische Arzneimittel oder Diäten, fehlt bisher ein Wirksamkeitsnachweis. Dennoch kann sich gerade bei vorhandenen Begleiterscheinungen, wie z. B. Magen-Darm-Problemen, ein Versuch mit solchen Präparaten lohnen.