Gesprächsleitfaden

Unterstützung für Gespräche

Morbus Crohn ist nicht auf den ersten Blick sichtbar – und gerade deshalb ist es manchmal schwer, mit anderen darüber zu sprechen. Egal, ob im Job oder im privaten Umfeld: Wer die richtigen Worte findet, kann Missverständnisse vermeiden und auf mehr Verständnis stoßen. 

Auf dieser Seite finden Sie rechtliche Infos, Gesprächshilfen und Tipps, wie Sie offen und selbstbewusst über Ihre Erkrankung sprechen können – mit dem Arbeitgeber, Kolleginnen, Kollegen oder nahestehenden Menschen. 



Berufliche Kommunikation
   

Viele Menschen mit Morbus Crohn stehen irgendwann vor der Frage: Soll ich am Arbeitsplatz offen mit meiner Erkrankung umgehen? Es gibt kein Richtig oder Falsch – aber oft hilft ein ehrliches Gespräch, um Entlastung zu schaffen, Arbeitsbedingungen anzupassen oder Missverständnisse zu vermeiden.

Rechtliche Informationen auf einen Blick:

  • Offenbarungspflicht: Sie müssen Ihre Erkrankung nicht pauschal offenlegen – nur, wenn sie konkret Ihre Arbeitsfähigkeit beeinflusst oder Sicherheitsrisiken entstehen.
  • Schwerbehinderung: Ab einem Grad der Behinderung (GdB) von 50 besteht Anspruch auf Schwerbehindertenrecht (z. B. zusätzlicher Urlaub, Kündigungsschutz).
  • Nachteilsausgleiche: Schon ab GdB 30 kann auf Antrag ein Gleichstellungsstatus beim Jobcenter beantragt werden.
  • Krankheitsbedingte Fehlzeiten: Chronische Erkrankungen dürfen im Arbeitszeugnis nicht erwähnt werden.
  • Diskriminierungsschutz: Das AGG (Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz) schützt vor Benachteiligung aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen.

Quelle: Integrationsämter, Bundesarbeitsgericht, AGG, DCCV e. V., VDK Deutschland

Ein ruhiges, gut vorbereitetes Gespräch hilft, Unsicherheiten zu vermeiden. Überlegen Sie sich im Vorfeld:

  • Was genau möchten Sie mitteilen? (z. B. Einschränkungen, Termine, Toilettenzugang)
  • Welche Unterstützung erhoffen Sie sich? (z. B. flexible Pausen, Home Office)
  • Was ist für Sie nicht verhandelbar – und was ist ein Angebot?


Private Kommunikation
   

Freunde, Partner oder Familienmitglieder wollen oft helfen – wissen aber nicht wie. Wenn Sie klar und ehrlich über Ihre Erkrankung sprechen, helfen Sie nicht nur anderen, Sie besser zu verstehen, sondern auch sich selbst. Denn emotionale Entlastung kann sich positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken.

Viele Menschen mit Morbus Crohn erleben Unsicherheit im Umgang mit nahestehenden Personen – etwa aus Angst, zur Last zu fallen oder nicht mehr „vollwertig“ zu sein. Doch Offenheit kann entlasten. Sprechen Sie über das, was Ihnen schwerfällt, aber auch darüber, was Ihnen guttut. So entstehen Nähe, Verständnis und gemeinsame Lösungen im Alltag.

Scheuen Sie sich nicht, konkrete Bedürfnisse zu äußern – ob es um Rücksicht bei Verabredungen, den Umgang mit Spontanität oder Gespräche über Ängste geht. Offenheit schafft Vertrauen – und lässt Raum für Unterstützung, ohne Mitleid!

Tipp: Manchmal hilft es, Informationen weiterzugeben: Teilen Sie zum Beispiel diese Seite. So können sich auch Ihre Angehörigen besser informieren.

  • Erklären Sie die Erkrankung einfach und anschaulich. Viele wissen nicht, was Morbus Crohn bedeutet – ein kurzer Vergleich (z. B. mit einer unendlich andauernden Magen-Darm-Grippe) kann helfen.
  • Sprechen Sie auch über Unsichtbares. Müdigkeit, Angst oder Schmerzen sind oft nicht sichtbar, aber belastend.
  • Benennen Sie, was hilft – und was nicht. Offen sagen: „Ich brauche heute Ruhe“ ist okay.
  • Lassen Sie Raum für Fragen. Nehmen Sie sich Zeit – ein Gespräch muss nicht alles klären.


Beispielhafter Gesprächseinstieg:

  • „Ich möchte Sie informieren, dass ich an Morbus Crohn leide – einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung. Ich bin aktuell gut eingestellt, aber es kann in akuten Phasen zu Einschränkungen kommen. Ich möchte mit Ihnen besprechen, wie wir in solchen Fällen gut zusammenarbeiten können.“

   


Satzbausteine, die helfen können:

  • „Meine Erkrankung verläuft in Schüben. Das bedeutet, ich kann an manchen Tagen viel leisten – und an anderen brauche ich Ruhe.“
     
  • Ich wünsche mir Verständnis, wenn ich spontan absagen muss – das ist keine persönliche Ablehnung.“
       

Quellen & Empfehlungen:

Deutsche Morbus Crohn / Colitis ulcerosa Vereinigung e. V. (DCCV): www.dccv.de
AGG (Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz), §1 & §7
Integrationsämter Deutschland: www.integrationsaemter.de
VDK Deutschland – Sozialverband: www.vdk.de
Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie (DGVS): CED-Leitlinien
Projekt CED-Kompass: www.ced-kompass.de

NPS-DE-00196