Kinderwunsch, Schwangerschaft & Stillzeit
Eins + Eins = ?
Viele Frauen mit Morbus Crohn fragen sich irgendwann: Kann ich überhaupt schwanger werden? Wie wirkt sich die Erkrankung auf die Schwangerschaft aus? Und darf ich meine Medikamente weiternehmen? Die gute Nachricht: Eine Schwangerschaft mit Morbus Crohn ist meist möglich – wenn sie gut geplant und begleitet wird. Hier finden Sie verlässliche Informationen und praktische Hilfen für jede Lebensphase.
Was muss ich beim Kinderwunsch beachten?
Ein Kinderwunsch mit Morbus Crohn ist grundsätzlich gut realisierbar – viele Betroffene können auf natürlichem Weg schwanger werden. Studien zeigen: Wenn sich die Erkrankung in einer stabilen Phase befindet (sogenannte Remission), steigt die Wahrscheinlichkeit für eine unkomplizierte Schwangerschaft. Sprechen Sie daher frühzeitig mit Ihrem Ärzteteam – gemeinsam lässt sich ein guter Zeitpunkt planen.
Worauf Sie achten sollten:
- Planen Sie frühzeitig. Sprechen Sie mit Ihrer behandelnden Gastroenterologin oder Ihrem Gastroenterologen – am besten schon vor der konkreten Kinderwunschphase.
- Lassen Sie Ihre Medikation prüfen. Manche Medikamente können problemlos weitergenommen werden, andere müssen ggf. ersetzt oder pausiert werden.
- Lassen Sie Ihren Impfstatus kontrollieren. Insbesondere Lebendimpfungen sollten rechtzeitig abgeschlossen sein – idealerweise vor einer Schwangerschaft.
- Achten Sie auf Ihre Nährstoffversorgung. Morbus Crohn kann zu Mangelerscheinungen führen – z. B. an Folsäure, Eisen, Vitamin D oder Vitamin B12. Diese sollten ggf. ergänzt werden.
- Verzichten Sie auf Nikotin. Rauchen verschlechtert nicht nur den Verlauf von Morbus Crohn, sondern senkt auch die Fruchtbarkeit – bei Männern wie bei Frauen.
Gut zu wissen:
Laut Studien liegt die Fruchtbarkeit von Frauen mit Morbus Crohn in Remission nahe der von Gesunden. Nur bei aktivem Schub kann sie leicht reduziert sein.
Quelle: Deutsche Morbus Crohn / Colitis ulcerosa Vereinigung (DCCV e. V.), ECCO Guidelines 2023, BzgA
Welche Medikamente sind während der Schwangerschaft oder Stillzeit erlaubt?
Viele Frauen mit Morbus Crohn befürchten, dass ihre Medikamente dem ungeborenen Kind schaden könnten. Das führt leider immer wieder dazu, dass Therapien abgesetzt werden – was gefährlich sein kann. Ein aktiver Schub während der Schwangerschaft ist oft belastender für das Kind als die Medikamente selbst.
Sprechen Sie unbedingt frühzeitig mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer Ärztin darüber, welche Medikamente in der Schwangerschaft geeignet sind – und welche besser pausiert oder ersetzt werden sollten. So lässt sich die Therapie individuell anpassen und die Erkrankung gut unter Kontrolle halten.
In der Stillzeit gelten viele Medikamente ebenfalls als unbedenklich – insbesondere 5-ASA, Kortison in moderater Dosis und TNF-alpha-Hemmer. Wichtig: Setzen Sie keine Medikamente eigenmächtig ab. Eine stabile Erkrankung ist das oberste Ziel – auch zum Schutz des Kindes!
Quelle: ECCO Guideline on Reproduction and Pregnancy in IBD (2023), DCCV e. V., Embryotox (Charité Berlin)
Wie verläuft eine Schwangerschaft bei stabiler Morbus-Crohn-Erkrankung?
Die beste Voraussetzung für eine gesunde Schwangerschaft mit Morbus Crohn ist eine stabile Krankheitslage. Wenn sich die Erkrankung zum Zeitpunkt der Empfängnis in Remission befindet, verläuft die Schwangerschaft in der Regel nicht komplizierter als bei gesunden Frauen.
Möglicher Verlauf:
- In ca. 2 von 3 Fällen bleibt die Erkrankung während der Schwangerschaft stabil.
- 1 von 3 Frauen erlebt eine leichte Verschlechterung oder einen Schub – meist im ersten Trimester.
- Komplikationen wie Frühgeburt oder niedriges Geburtsgewicht sind möglich, aber bei stabiler Krankheitslage nicht häufiger als bei Schwangeren ohne Morbus Crohn.
Vorsorge und Betreuung:
- Schwangere mit Morbus Crohn sollten engmaschig betreut werden.
- Auch Hebammen mit CED-Erfahrung sind wertvolle Begleiterinnen.
- Viele Kliniken bieten sogenannte CED-Sprechstunden für Schwangere an – fragen Sie gezielt danach.
Geburt & Stillzeit
- Die meisten Geburten verlaufen vaginal. Ein Kaiserschnitt ist nur bei bestimmten Komplikationen notwendig (z. B. Fisteln).
- Stillen ist meist möglich und erwünscht – trotz Medikamenten.
Tipp: Vertrauen Sie Ihrem Körper – und holen Sie sich frühzeitig Unterstützung. Sie sind mit Ihren Fragen nicht allein!
Quelle: ECCO Pregnancy Guidelines (2023), Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie (DGVS), Embryotox
Checkliste für Gespräche mit Ihrem Ärzteteam
Manchmal hilft es, gut vorbereitet ins Gespräch zu gehen. Unsere Checkliste unterstützt Sie dabei, wichtige Fragen bei Kinderwunsch, Schwangerschaft oder Stillzeit mit Ihrem Ärzteteam zu besprechen – strukturiert, übersichtlich und praxisnah.
Starten Sie gut vorbereitet ins Gespräch – für eine sichere Planung rund um eine Schwangerschaft und Familiengründung.
Tipp: Nehmen Sie diese Checkliste zum nächsten Termin mit. Notieren Sie sich Ihre persönlichen Fragen vorab – und ergänzen Sie sie direkt im Gespräch.
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Quellen & Empfehlungen:
ECCO Guidelines on Reproduction and Pregnancy in IBD, 2023
Deutsche Morbus Crohn / Colitis ulcerosa Vereinigung e. V. (DCCV): www.dccv.de
Embryotox (Arzneimittelsicherheit in Schwangerschaft und Stillzeit, Charité Berlin): www.embryotox.de
DGVS-Leitlinie CED & Schwangerschaft, 2021